RSPOWERSHOP
Was
Tiere besser wissen
Schnellere
Genesung durch neuen biochemischen Zustand des Körpers
Soll man
am offenen Fenster Schlafen?
Der Mensch
neigt dazu, sich gegen die Natur aufzulehnen und aus dem Tierreich zu
flüchten. Im Lichte dieser Tatsache wollen wir einmal jene Gesetze
betrachten, die für den Menschen ebenso gültig sind wie für
die Tiere. Haustiere und landwirtschaftliches Vieh bieten gute Beispiele
und wenn wir uns die Mühe nehmen, uns näher mit ihnen zu befassen,
so können sie uns manche wertvolle Lektion erteilen.
Nehmen wir beispielsweise ein krankes Tier. Oftmals verweigert es jegliche
Nahrung. Da es nichts zu sich nimmt, schafft es in seinem Körper
einen neuen biochemischen Zustand, der zur raschen Genesung beiträgt.
Ein kranker Mensch lässt sich zureden und isst etwas, sei es auch
nur aus Artigkeit. Dieses Verhalten aber widerspricht den Gesetzen der
Tierwelt. Wenn unser Körper einen biochemischen Zustand erlangen
soll, der für seine baldige Gesundung günstig ist, so müssen
wir uns darauf beschränken, säurehaltige Getränke zu
uns zu nehmen, wie Traubensaft, Preiselbeersaft, Zitronen- und Apfelsaft,
welche unter anderem Weinsäure, China- und Benzoesäure enthalten.
Die Menschen pflegen der merkwürdigen Auffassung zu sein, dass
ihnen etwas Fürchterliches zustößt, wenn sie einmal
eine Mahlzeit auslassen. Dabei bedenken sie nicht, dass der Körper
genügend Reserven für Notzeiten speichert, um wenn nötig
ganz ohne Nahrung auszukommen. Die meisten Leute vergessen, dass man
während der ersten vierundzwanzig Jahre des Lebens mehr essen muss,
weil der Körper noch im Aufbau begriffen ist. Hat einer aber das
fünfundzwanzigste Lebensjahr erreicht, so sind Knochen, Muskeln,
Herz, Blutgefäße, Atmungs- und Verdauungsapparat vollständig
aufgebaut. Was er von nun an braucht, ist eine Ernährung, welche
die gute Erhaltung seines Organismus gewährleistet. Im Alter von
fünfzig Jahren muss mit dem Neuaufbau des. Körpers begonnen
werden. Dabei kommt es freilich nicht so sehr darauf an, nach was für
Speisen uns gerade gelüstet, als vielmehr auf die richtige Auswahl
an Stoffen, die unser Körper benötigt. Wenn wir uns danach
richten, können wir ihn tatsächlich so renovieren wie ein
Haus.
Auch auf
die Frage des Schlafens wollen wir einmal näher eingehen. Wir haben
früher alle gelernt, dass es gesund sei, jahraus, jahrein, im Sommer
wie im Winter, bei offenem Fenster zu schlafen. Als ich vor Jahren an
einem Kursus in der "Trudeau School of Tuberculosis" teilnahm,
gab es mir zu denken, dass ich meinen Patienten raten sollte, bei offenem
Fenster zu schlafen, weil dies gesünder sei. Kurz darauf hatte
ich 500 Steinbrucharbeiter zu untersuchen, die insgesamt 14 Nationalitäten
vertraten. Viele von ihnen waren Einwanderer und hatten ihre heimatlichen
Bräuche nach Amerika mit herübergebracht. Für jeden einzelnen
Mann musste ein vier Seiten langer Fragebogen ausgefüllt werden.
Eine der Fragen lautete: "Schlafen Sie nachts bei offenem Fenster?"
Und die nächste: "Leiden Sie oft an Schnupfen?" Nachdem
ich hundert Männer untersucht hatte, kam ich zu der Feststellung,
dass diejenigen, die nachts bei offenem Fenster schliefen, häufig
an Schnupfen litten, diejenigen, die ihre Fenster nachts geschlossen
hielten, jedoch nicht. Nach eingehender Untersuchung aller 500 Männer
gelangten wir zu dem Schluss, dass zwischen dem Schlafen bei offenem
Fenster und dem häufigen Auftreten von Schnupfen ein Zusammenhang
besteht.
Ungefähr um die gleiche Zeit wurde ich Schularzt an einer privaten
Lehranstalt. Der Direktor bat mich, der Ursache der Erkältungen
nachzugehen, die so häufig auftraten, dass fast immer ein paar
Schüler den Unterricht versäumten. Es wurde unter anderem
angeordnet, dass die Schüler bei offenem Fenster schlafen sollten,
um Erkältungen zu verhüten. Die Fenster blieben also nachts
in den Zimmern geöffnet, nur in einem nicht. In diesem Zimmer wohnten
zwei Farmersöhne. Sie weigerten sich bei offenem Fenster zu schlafen
und ich fragte nach dem Grund. Er war mir völlig neu. "Herr
Doktor", sagten sie, "wir versuchen es so zu machen wie die
Hühner, wenn wir schlafen. Wissen Sie, warum das Huhn beim Schlafen
den Schnabel unter die Federn steckt? Das Huhn weiß aber sicher
genau, was es tut. Was meinen Sie?" "Ja, das muss ich mir
mal überlegen", antwortete ich. "Sobald ich es herausgefunden
habe, sage ich's euch." So machte ich mich denn auf und begann
die Schlafgewohnheiten der Tiere zu studieren.
Die einzige einleuchtende Erklärung, die ich fand, war diese: Das
Huhn steckt seinen Schnabel unter die Federn, um beim Schlafen erwärmte
Luft zu atmen. Die Luft, die es durch die Federn hindurch einzieht,
wird beim Ausatmen erwärmt und kühlt sich beim nächsten
Atemzug nicht ab. Folglich bleibt die Luftzufuhr gleichmäßig
warm. Dass der Fuchs seinen Bedarf an Atemluft beim Schlafen genauso
reguliert, wurde mir von Farmern bestätigt. Ein Fuchs, der am Boden
schläft, deckt das Gesicht mit dem buschigen Schwanz zu, so dass
die frische Luft in seine Nase dringt, aber erwärmt. An kalten
Tagen kann man oft beobachten, dass Pferde auf dem Felde die Köpfe
zusammenstecken; so kann sich die Luft rund um die Nüstern nie
stark abkühlen, bevor sie jeweils wieder Atem holen. Scharfen kalten
Wind pflegen Pferde den Rücken zuzukehren.
Natürlich gibt es Leute, die unbeschadet auch in den kältesten
Winternächten stets bei offenem Fenster schlafen. Sie gleichen
der Tanne am Berghang, die den härtesten Anfechtungen standhält.
Sie sind die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Aber letzten Endes
sind wir doch alle den Gesetzen des Tierlebens unterworfen.
Auch in Bezug auf körperliche Bewegung können wir von den
Tieren lernen. Auf der Suche nach Futter streifen sie durch Feld und
Wald, laufen also recht viel umher. Besonders rege sind junge Tiere.
Kleine Hunde und Kätzchen sind fast ständig in Bewegung, rennen
klettern, raufen sich, kundschaften die Gegend aus. Werden sie älter,
so richtet sich die körperliche Tätigkeit nach den Notwendigkeiten
der Nahrungssuche, der Selbsterhaltung und
Verteidigung.
Könnten wir im Buch der Tiere besser lesen, so würden wir
mehr wandern. Ein ideales Training für den Körper des Menschen
bietet Gartenarbeit. Was sie von ihm abverlangt, entspricht ungefähr
dem, was ein Tier zu leisten hat, wenn es auf Nahrungssuche umherstreift.
Das Studium der Tiere lehrt uns, dass der Sinn unserer Freizeit ursprünglich
darin bestand, den Körper auszuruhen, damit er jederzeit bereit
und imstande sei, den Anforderungen des Lebens zu genügen. Wir
wissen, dass das Kleid der Tiere dicker wird, wenn es kalt zu werden
beginnt, und dünner, sobald wieder wärmeres Wetter eintritt.
So sollten auch wir unsere Kleidung nach dem Wechsel der Jahreszeiten
richten.
Der Wechsel der Jahreszeiten, der vom Organismus gewisse Umstellungen
fordert, veranlasst die Tiere, mit unfehlbarem Instinkt auch ihr Menü
zu ändern. Sofern sie in Freiheit leben und für sich selbst
sorgen müssen, ist die Verpflegung recht einfach. Sie sind nicht
wählerisch und nehmen, was die Natur ihnen vorsetzt. Alle Vogelweibchen
wissen zum Beispiel, dass sie Kalk brauchen, um die Eierschalen zu bilden.
Deshalb sieht man sie zur Paarungszeit oft Plätze anfliegen, auf
denen Muscheln liegen. Der Reiseführer der Natur weist Ihnen den
Weg dorthin.